Bremslüssigkeitwechsel ist nicht gleich Bremsflüssigkeitwechsel. Warum das so ist und warum wir einen erweiterten Bremsflüssigkeitswechsel empfehlen (der jedoch auch die Mehrkosten rechtfertigt) erklären wir in diesem Beitrag leicht verständlich.

1. Definition „Bremsflüssigkeit“

Die Bremsflüssigkeit hat die Aufgabe, die vom Autofahrer erzeugte Pedalkraft auf die Radbremsen zu übertragen. Die Bremsflüssigkeit dient hierbei als Übertragungsmedium.

Die Funktionsweise wird dabei von diesen Faktoren beeinflusst:

  • Witterungen
  • Geschwindigkeit
  • Alter

2. Anforderungen an die Bremsflüssigkeit

An die Bremsflüssigkeit werden hohe Anforderungen gestellt:

  • Nicht angreifen der Gummidichtungen
  • Schutz der Komponenten des Bremssystems vor Korrosion und Verschleiß

Da die beim Bremsen erzeugte Wärme teilweise auf die Bremsflüssigkeit übergeht, kann es zu diesen Folgen kommen:

  • Sieden der Bremsflüssigkeit
  • Nachlassen des Bremspedaldrucks
  • Massive Zeitverzögerung des Bremsassistenten

Wenn die Bremsflüssigkeit längere Zeit nicht gewechselt wurde, so lagern sich im Ausgleichbehälter kleine Schmutzpartikel ab, die entstehen, wenn Flüssigkeit unter Druck durch Leitungen und Aggregate gedrückt werden. Diese Schmutzpartikel können für Verzögerungen oder auch Ausfall des ESP (elektronisches Stabilitäts-Programm) führen, wenn die Bremsflüssigkeit nicht auch in den Bauteilen vom ESP erneuert wird.

3. Was ist der „Siedepunkt“ der Bremsflüssigkeit

Bei dem Siedepunkt muss zwischen dem Trockensiedepunkt und dem Nasssiedepunkt unterschieden werden.

Der Trocken-Siedepunkt (240°C – 280°C) beschreibt die Eigenschaft einer neuen, noch versiegelten Bremsflüssigkeit. Als Siedepunkt wird hierbei die Dampfblasenbildung der Bremsflüssigkeit bezeichnet.

Gefahr durch Wasser und Luftblasen in der Bremsflüssigkeit

Viele haben sich sicherlich schon gefragt, warum es ein erheblicher Mangel ist, wenn bei der Hauptuntersuchung die Bremsschläuche als porös bemängelt wurden? Die Erklärung ist einfach.

Auch wenn die gummierten Bremsschläuche noch dicht sind, so gelangt durch den porösen Gummi Luft und damit Feuchtigkeit in das Bremssystem ein.

Einige Stoffe haben nun die Eigenschaft, Wasser anzuziehen. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist Kochsalz, welches bei der Aufnahme von Wasser aus der Umgebungsluft verklumpt. Etwas weniger bekannt, dafür um so gefährlicher, ist die Wasser anziehende Wirkung von Bremsflüssigkeiten. Durch Alterungsprozesse wird der Gummi der Bremsleitung langsam porös. D.h. nicht, dass Bremsflüssigkeit austritt, vielmehr dringt durch anziehende Eigenschaft Wasser aus der Luftfeuchtigkeit nach innen. Je älter die Bremsflüssigkeit ist, desto höher ist damit der Wasseranteil.

Bei extrem hohen Temperaturen, z.Bsp. bei Pass-Abfahrten oder im „Stop-and-Go“, erreicht die Bremsflüssigkeit ihren Siedepunkt. Sobald dies geschieht, bilden sich Dampfblasen und der Bremsdruck kann nicht mehr weitergeleitet werden. Die Bremse funktioniert in diesem Moment nicht mehr und der Fahrer tritt ins Leere. Erst nach Abkühlung der Bremse verflüssigt sich der Wasserdampf wieder, so dass die sogenannte „nasse Bremsflüssigkeit“ ihren Zweck wieder erfüllen kann. Je mehr Wasser die Bremsflüssigkeit also gezogen hat, desto niedrigerer ist der Siedepunkt und umso früher besteht die Gefahr des kompletten Ausfalls der Bremse.

Wann muss die Bremsflüssigkeit gewechselt werden?

Bei einem Wassergehalt von 3,5 Prozent ist der sogenannte Nass-Siedepunkt erreicht. Ab diesem Zeitpunkt muss die Bremsflüssigkeit gewechselt werden.

Auf folgende Punkte sollte hierbei geachtet werden:

  • Die Qualität der Bremsflüssigkeit muss den Vorgaben des Fahrzeugherstellers entsprechen.
  • Die Einhaltung der vorgeschriebenen Wechselintervalle soll eingehalten werden.
  • Der Wasseranteil wird im Bremsflüssigkeit-Ausgleichsbehälter gemessen. Meist ist der Wassergehalt an den Bremsen viel höher. Dies geschieht durch die Bildung von Kondenswasser, wenn die Bremse heiß oder kalt ist.

Richtige Entlüftung der Bremse – Das müssen Sie beachten

Sowohl beim Wechsel der Bremsflüssigkeit als auch beim Wechsel der Bremsschläuche ist unbedingt darauf zu achten, dass die Bremse anschließend gewissenhaft entlüftet wird. Bereits kleinste Luftbläschen reduzieren die Bremsleistung und sorgen für eine ungleiche Verteilung der Bremskraft. Die klassische Entlüftung der Bremse über das Bremspedal birgt, insbesondere bei älteren Fahrzeugen, die Gefahr, dass der Hauptbremszylinder undicht wird. Sicherer arbeiten Entlüftungsgeräte. Sie drücken über den Ausgleichsbehälter mit frischer Bremsflüssigkeit die alte Bremsflüssigkeit und Luft aus den Leitungen und schonen so alle Bauteile der Bremse.

4. Was bedeutet Viskosität?

Viskosität ist die „Zähigkeit“ der Bremsflüssigkeit.

Bei modernen Regelsystemen, wie z.B. ABS (Anti-Blockier-System) oder ESP (elektronisches Stabilitäts-Programm) ist eine besonders niedrige Viskosität Voraussetzung für absolut zuverlässige Regelvorgänge in Bruchteilen von Sekunden.

Auch bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt muss die Bremse zu 100 % einsatzbereit sein.

Zu hoher Wasseranteil verzögert das Ansprechverhalten.

Die Auswahl einer Bremsflüssigkeit mit falscher Viskosität kann fatale Folgen für die Funktion moderner Bremssysteme haben.

Je höher die DOT Bezeichnung desto höher ist der Trockensiedepunkt, desto höher ist der Nasssiedepunkt und desto niedriger ist die Viskosität